Wir freuen uns schon länger auf diesen Abschnitt der Reise, nämlich die Nordsee Richtung Ostsee zu verlassen. Eine große Liebe ist es zwischen der Nordsee und uns im April nicht geworden. Die Wellen sind hoch und oft sehr spitz, vor allem wenn die Strömung der Gezeiten gegen den Wind läuft. Dazu lassen sich alle Inseln im Watt nur durch ewig lange Fahrwasser anlaufen, die in der Regel schlecht unter Segeln befahren werden können. Am Beispiel Norderney lässt sich die Insel mit unseren 1,85m Tiefgang nur zu bestimmten Zeiten anlaufen und auch verlassen. Als ob wir es nicht vorher schon geahnt hätten. Außer uns haben wir kaum andere Segler gesehen was vermuten lässt, dass die anderen es schon geahnt haben, und die Saison später beginnen oder gar nicht erst hier hin kommen.

Um diesen letzten Abschnitt zu vollenden, müssen wir erstmal Norderney durch das Dove Fahrwasser verlassen. An diesem Tag ist immerhin günstiges Hochwasser am frühen Morgen was uns eine Passage ermöglicht. Wir stehen also um 05.00 auf und verlassen den Hafen kurz nach 06.00 mit dem ersten Licht am Morgen. Es wird ein sehr langer Tag, wir planen bis Cuxhaven zu kommen was ein Strecke von über 64sm sind, für die wir 13-14h einplanen. Als Abschiedsgruß gibt es von unserer Nordsee noch fieses, kaltes Schietwetter mit Regen und wenig Wind. Wir tuckern erstmal einige Stunden bis dann plötzlich Sonne und Wind kommen und es doch noch ein schöner Segeltag wird. Als Bonus haben wir auf dem Weg in die Mündung der Elbe den Strom mit uns der uns gute 3 Knoten zusätzliche Geschwindigkeit schenkt. Dadurch sind wir am Ende des Tages sogar noch etwas schneller als geplant und machen in Cuxhaven fest ohne groß das Boot zu verlassen. Wir sind groggy, essen noch was und schlafen früh.

Weiter geht es 2h nach Brunsbüttel die Elbe hinunter. Wir haben wieder Glück mit den Gezeiten, das Hochwasser ist um 10.30, was uns wieder 3 Knoten zusätzliche Geschwindigkeit gibt. Zu anderen Zeiten den Weg zu fahren funktioniert nicht, da man bei so einer Gegenströmung auf der Stelle fahren würde. Die Schleuse in den Nordostseekanal ist riesig und wir müssen mit einem Riesendampfer und einem anderen Segelboot hindurch was aber reibungslos funktioniert.

Auf der anderen Seite der Schleuse wartet schon mein Bruder Ben der uns durch den Kanal begleiten wird. Er wohnt hier oben im Norden und lässt sich so eine Gelegenheit nicht entgehen. Der NOK ist insgesamt 98 Kilometer lang und bringt den Schiffen den großen Vorteil, nicht oben über das Skagerrak fahren zu müssen wenn man von einem in das andere Meer möchte. Insgesamt ist die Passage relativ unspektakulär, es sind viel weniger von den großen Schiffen unterwegs als gedacht. Und wenn die einen überholen ist immer genug Platz da. Segeln darf man allerdings nicht, obwohl das bei dem Wind oft gut geklappt hätte. Die Landschaft ist schön und man sieht viele Vögel, wie immer wenn es durch solche Kanäle geht, von denen wir aus Holland schon einige hinter uns haben. In Holland mussten allerdings die Brücken meistens für uns öffnen, während hier auf dem NOK alle über 40m hoch sind.

Wir machen am Abend einen Stopp in Rendsburg in einem kleinen Hafen und gehen noch in das nette Örtchen was trinken. Es scheint allerdings nur eine Kneipe hier zu geben die an einem verregneten Donnerstag offen hat. Und dann ist es am Freitag geschafft. Wir kommen gut durch die letzte Schleuse und sind in der Ostsee. Wir versuchen direkt auf der Kieler Förde nach der Diesel Orgie der letzten Tage mal etwas zu segeln, was aber wegen erst zu wenig und dann zu viel Wind schnell wieder scheitert. Egal, bald erreichen wir den kleinen Hafen in Strande, einem Örtchen 15km nördlich von Kiel. Hier gefällt es uns und wir werden ein paar Tage bleiben. Bens Freundin Melanie kommt auch noch für einen Tag vorbei und wir nutzen dreist am Samstag ihr Auto um bei SVB (Yachtausrüster) und bei Lidl die Vorräte aufzustocken. Da wir uns bald nach Skandinavien aufmachen, sollten wir wegen den höheren Preisen dort möglichst viel gebunkert haben.

Das Wetter ist übrigens toll obwohl es sehr kalt ist. Wir machen am Nachmittag einen wunderbaren Spaziergang die Förde hinauf und lernen diese beeindruckende Küste näher kennen. Der Plan ist noch bis Anfang nächster Woche hier zu bleiben, und dann ein Wetterfenster hinauf nach Dänemark zu finden. Wohin genau müssen wir noch sehen da es in den nächsten Tagen eher schwachwindig wird.

Die Ostsee erreicht zu haben ist für uns ein erster größerer Meilenstein, und versetzt uns nach einigen Anspannungen der letzten zwei Wochen in eine wirklich gute Laune. Ob wir es noch mal so machen würden im April in der Nordsee loszufahren? Ich glaube nicht.

5 Antworten zu “Durch den NOK in die Ostsee”

  1. Wer sich um diese Jahreszeit auf den Weg in den Norden macht ist ein richtiger Segler⛵️. Schönwettersegler wie auch wir es waren liegen da entweder im Mittelmeer oder noch in der Marina😎

  2. Ganz tolle Berichte!! Ich werde immer neidisch er😃. Da habt ihr ja richtig was geschafft, hoffentlich wirds jetzt entspannter! Lasst euch Zeit, wir sind erst ab dem 21.05. in Dänemark 😉. LG Christoph

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